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Die Wirtschaftskrise und das Öl

By Flo | März 2, 2009

Da ich heute abend gerade nichts Besseres vorhabe, möchte ich, wie in meinem letzten Beitrag versprochen, auf den Zusammenhang zwischen Energie und dem Finanzcrash einzugehen.

Dazu solltet Ihr euch noch mal klarmachen, dass unser kapitalistisches System notwendigerweise auf ein exponentielles Wirtschaftswachstum angewiesen ist. Das liegt daran, dass Kapital (das im Prinzip Schulden von jemandem anderen darstellt) verzinst werden will. Durch den Zineszins-Effekt wächst also das Kapital (und damit auf der anderen Seite die Schulden) exponentiell, und, wenn das Kapitalwachstum keine Lufnummer sein soll, muss die Realwirtschaft mitwachsen (wenn den Schulden reale Werte gegenüberstehen ist alles im Lot). Das war bis vor einiger Zeit überhaupt kein Problem.

Aber jetzt stellt sich plötzlich heraus, dass das Kapitalwachstum der letzten Jahren in der Tat eine Luftnummer war. Fast alle Banken rund um den Globus stellen fest, dass sie eigentlich pleite sind.
Das dürfte nun daran liegen, dass die reale Wirtschaft (also der Teil, der sein Geld mit der Produktion von realen Gütern und Dienstleitungen verdient) mit dem Wachstum des Kapitals nicht Schritt halten konnte. Dafür gibt es zwei Ursachen. Die eine ist offensichtlich die Gier nach übermäßiger Rendite, die in den Medien derzeit zur Genüge (und zu Recht) gegeisselt wird.

Die andere Ursache ist etwas subtiler. Erinnert sich noch jemand an die unangenehme Begleiterscheinung des letzten Aufschwungs? Ja, genau, der in den Himmel schiessende Ölpreis. Die gesamte, globalisierte Wirtschaft benötigt unvorstellbare Mengen an Energie (zum Transport, zur Rohstoffgewinnung, in der Produktion, usw), um zu funktionieren. Wirtschaftswachstum geht daher automatisch mit einer Steigerung des Energieverbrauchs einher. Was aber ist, wenn sich die Energieproduktion nicht mehr in dem Maße steigern lässt, in dem die Wirtschaft wächst? Zunächst müssten die Energiepreise deutlich steigen. Das würde wiederum das Wirtschaftswachstum bremsen. Da das Wirtschaftswachstum dann nicht mehr hoch genug wäre, um der exponentiell wachsenden Kapitalmenge gerecht zu werden, würde eine Finanzkrise entstehen.

Um das Kapital mit der Realwirtschaft wieder in Einklang zu bekommen, müsste es jede Menge Pleiten geben (die Kapital vernichten), oder zu einer massiven Inflation kommen (die Kapital entwertet). Mit ein bisschen Pech kommt beides. Die Pleiten haben wir ja schon.

Und wenn ich die erste Grafik in diesem Artikel anschaue, die die erwartete Ölfördermenge für die nächsten Jahre darstellt, rechne ich bald mit wieder steigenden Energiepreisen. Die Fördermenge geht nämlich nicht wirklich nach oben. Und, da Energie die Grundlage der Wirtschaft darstellt, dürften auch viele weitere Preise anziehen. Vor allem von Gütern des täglichen Bedarfs, weil in einer Wirtschaftskrise die Gehälter eher wenig ansteigen werden, und sich die Leute auf das teurer gewordene notwendigste konzentrieren müssen.

Die Preise in anderen (ich nenne es mal Luxus-) Bereichen stehen dann unter Druck, weil die Nachfrage einbricht. Gleichzeitig steigen die Kosten wegen der teureren Energie, was zu weiteren Pleiten führt, und die Krise verlängert.

So, das war jetzt vermutlich eine Überdosis Realität. Beziehungsweise von dem, was ich für möglich halte. Es wäre schön, wenn sich auch mal die Politik hierüber Gedanken machen würde, anstatt sich zu überlegen, wie wir unsere Ressourcen am schnellsten verschwenden können (siehe Abwrackprämie und Co).

Jim Kunstler bläßt heute übrigens zufällig ins gleiche Horn (Link wegen deutscher Interpretation von Haftung bei Urheberrechtsverletzungen entfernt). Ausserdem weist er auf die Folgen für die Landwirtschaft hin – dieses Thema hatten wir in diesem Blog auch schon mal.

Topics: Wirtschaft

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