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Rechnen in der Wolke

By Flo | Juni 14, 2011

Kürzlich habe ich mich ein wenig mit Cloud-Computing beschäftigt und überlegt, welche Dienste der großen Wolke für Kleinunternehmer oder auch private IT-Freaks nützlich sein können. Zunächst einmal eine kurze Erklärung für diejenigen, die den Begriff zu wolkig finden: Beim Cloud-Computing geht es darum, bestimmte IT-Dienste an hochspezialisierte Unternehmen auszulagern, die in der Theorie durch Skaleneffekte günstiger sein sollten als alternative Lösungen.

Zum einen gibt es standardisierte, anwendungsorientierte Dienste, wie sie gerade Google stark propagiert. Google Docs ist zum Beispiel ein einfacher Office-Klon, der im Webbrowser läuft und seine Daten auf Google-Servern speichert. Der Google-Kalender erlaubt es, Termine abzustimmen. Dieser Art Dienst ist es gemeinsam, klassische Basisaufgaben der IT jedes Unternehmens (und auch vieler Privatanwender) zu übernehmen. Für einfache Ansprüche sind diese Dienste ganz nach Googlemanier kostenlos, wer mehr will, muss einen verhältnismäßig geringen Betrag zahlen. Es gibt natürlich für die Nutzer einen ganz klaren Nachteile bei dieser Art von Dienst: Die Daten liegen beim Anbieter. Er muss ihm also sowohl bezüglich Datenschutz als auch Datensicherheit vertrauen. Oft ist es gar nicht ohne weiteres möglich, eigene Kopien der Dokumente zu erstellen, bzw es gibt keine Software (abgesehen von der des Anbieters), die diese bearbeiten kann. Man liefert sich also ein Stück weit aus. Zudem benötigt man, um arbeitsfähig zu sein, zwingend einen Internetzugang.

Interessanter finde ich Dienste, die primär Rechenzeit und Speicherplatz bereitstellen. Ein bedeutendes Beispiel hierfür findet man in der Amazon Cloud. Amazon bietet in seiner Cloud diverse Dienste, wie Datenbankserver, Emailversand, usw an. Die Ursprünge dieses Angebots liegen vermutlich in den Bedürfnissen seiner Buchversender-Sparte. Am spannendsten jedenfalls finde ich den Teil von Amazons Angebot, der sich „Elastic Cloud“ (EC2) nennt. Hier kann man sich innerhalb von Minuten seinen eigenen virtuellen Server zusammenstellen, mit dem man so ziemlich alles machen kann, was einem so einfällt. Man ist dann nämlich Administrator auf der Kiste. Das Beste ist, dass man als Neukunde zum ausprobieren einen solchen Server kostenlos für ein Jahr mieten kann, sofern man nicht zu viele Ressourcen verbraucht. Ich habe das natürlich getestet, und muss sagen, dass das Ding einen ordentlichen Eindruck hinterlässt. In der Kostenlosvariante ist man zwar ein bisschen eingeschränkt, aber ich konnte ohne größere Schwierigkeiten einen Jboss installieren und ans laufen bekommen. Für die Leute, die jetzt verwirrt den Kopf schütteln: JBoss ist ein JEE-Application Server, was bedeutet, dass man damit unter anderem richtig anspruchsvolle und professionelle Webanwendungen laufen lassen kann. Für größere Projekte kann man die Anwendung dann mittels Load-Balancing auf mehrere Rechner verteilen. Weil sich Cloud-Ressourcen recht flexibel allozieren lassen, ist es auch möglich, sehr kurzfristig zusätzliche Kapazitäten anzumieten.

Es gibt aber auch von Google ein Angebot, eigene Webanwendungen auf den Google-Servern zu betreiben. Das Ganze nennt sich dann Google App-Engine. Der Unterschied zu EC2 von Amazon liegt darin, dass man bei Amazon einen kompletten virtuellen Rechner mietet, während man bei Google App-Engine lediglich die Rechenzeit mietet, die eine Web-Anwendung wirklich verbraucht. Der Vorteil dieser Strategie ist ganz klar, dass sie deutlich billiger ist, wenn die Applikation nicht viel verwendet wird, oder generell nicht sehr rechenintensiv ist. Viele kleinere Applikationen können sogar völlig kostenlos betrieben werden. Der Nachteil wiederum ist die eingeschränkte Flexibilität. Zum einen ist der Programmierer auf Web-Applikationen beschränkt, was bei der Amazon-Cloud nicht der Fall ist. Dort können beliebige Server-Applikationen laufen. Zudem müssen Appengine-Applikationen den speziellen Anforderungen von Google genügen. Insbesondere können sie ihre Daten nicht normal auf Platte speichern, sondern müssen ein Google-eigenes System namens Google datastore nutzen. Das führt dazu, dass nur speziell angepasste Applikationen in der Google-Cloud laufen, und diese umgekehrt nicht so ohne weiteres bei einem anderen Anbieter betrieben werden können. Das ist ein wichtiger Punkt, wenn man mal den Anbieter wechseln will.

Summa summarum kann man sagen, dass es mittlerweile interessante Angebote gibt, mit deren Hilfe man ohne großen Investitionsaufwand eigene Ideen umsetzen kann. Welches Angebot am besten passt, muss man dann im Einzelfall entscheiden. Ich habe auch schon ein paar Ideen, was ich mit den vorgestellten Cloud-Diensten so anfangen werde. Vielleicht stelle ich so eine Idee in einem der nächsten Posts genauer vor.

Achja, wenn Ihr für eure Webanwendung eine eigene Domain braucht, ist vielleicht das domains.google Angebot von Interesse. Eine Domain kostet dort US $10 im Jahr. Sie könnte, wenn ich die Beschreibung richtig verstehe, per DNS-Eintrag auch z.B. zur Konkurrenz von Amazon umgeleitet werden (die keine Domainregistrierung anbietet). Ansonsten könnt Ihr eure Domain natürlich auch bei anderen Anbietern registrieren, die eine Weiterleitung (oder, besser noch, eine freie Einstellung der DNS-Einträge) erlauben.

Topics: Technik

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